Rückblick: Unser besonderes Szene 93 Jahr 2020

Das Jahr startete fulminant mit Aufführungen unseres Theaterstücks „Die 12 Geschworenen“ aus dem Vorjahr. Der spannende Klassiker war schon einige Jahre immer wieder im Gespräch, um es bei uns aufzuführen.

Und die Zuschauer zeigten sich begeistert von der intensiven Geschichte, um einen Geschworenen, der als einziger „berechtigte Zweifel“ anführt, während alle anderen von der Schuld des Angeklagten überzeugt sind.

Das Interesse an den Vorstellungen war riesig. Nicht zuletzt aufgrund der Größe des Ensembles, boten wir statt weiterer Termine, um die große Nachfrage zu befriedigen, eine Vorstellung im Geske-Kulturhaus an. Auch diese Vorstellung war ausverkauft, so dass insgesamt fast 700 Zuschauer zu den Aufführungen kamen. Die Presse schrieb:

 

ein „ausdrucksstarkes Ensemble“, das „auf beeindruckende Weise“ spielt. „Stück und Akteure sorgen für einen spannenden Theaterabend, der noch lange nachklingt.“

 

Wir hatten uns für das neue Jahr jede Menge vorgenommen. Im Studio 93 setzten wir unsere Kooperation mit muxx.tv fort. So konnten wir im Januar noch eine weitere Jazzin-Erftstadt-Jam-Session präsentieren. Es folgte das Konzert mit David Berkeley. Wieder einmal konnte man sehen, wie genial ein Abend sein kann, wenn nur ein Sänger mit seiner Gitarre auftritt. Im alten Kino im Jugendzentrum zog er die Menschen in seinen Bann. Die Konzerte wurden wie stets von unserem jungen Filmteam aufgezeichnet. Auch das Konzert im Februar mit dem dänischen Punk-Musiker Kent Nielsen, der seine Songs auf der Ukulele darbot und aus seiner Autobiographie las. Sahen die ersten Konzerte stets einige Hundert bis rund 1000 Zuschauer im Livestream, war der Auftritt von Liam O Maonlai & Peter O Toole unser bislang größer Erfolg im Stream.

 

7000 Zuschauer waren live dabei. Schauten auf der ganzen Welt zu und waren begeistert, den Sänger der Band „Hothouse Flowers“ zu erleben, der alles gab.

 

Dass wir unsere Lesung mit den jungen Autoren von Szene 93 und der Autorengruppe „Kraniche“ veranstalteten, wurde schon von einigen Zuschauern kritisch gesehen. Corona war in Deutschland, wenn auch noch kaum in unserer Stadt, angekommen. Bald darauf stand unsere neue Theaterproduktion „Des Kaisers neueste Kleider an“. Was würde daraus werden? Die Situation wurde ernster. Eine Woche vor der Premiere kam schließlich der Lockdown. Wie lange dauert solch eine Krise? Wir versuchten auf Sicht zu fahren und verschoben die Premiere um einige Wochen. Doch auch dieser Termin konnte nicht gehalten werden. Würde das Stück, an dem 15 Personen seit Monaten arbeiteten, ausfallen? Vielleicht niemals aufgeführt werden? Es war uns klar, dass man Theaterprojekte nicht ewig verschieben kann. Irgendwann sind Mitwirkende nicht mehr verfügbar.

Zunächst versuchten wir positiv zu bleiben. Wir riefen einen Schreibwettbewerb aus mit dem Titel „Augenblicke“. Vielseitige Texte wurden eingereicht, welche die Autorenwerkstatt von Szene 93 mit Vergnügen lasen und schließlich die drei, die ihnen am meisten gefielen, zu prämieren.

 

Die Gewinnerinnen waren Iris Förstner, Doris Brenner und Silke Wiegand! Ihre Kurzgeschichten überzeugten die Jury. Silke Wiegand konnte dann als Erstplatzierte des Szene 93 Schreibwettbewerbs im Herbst vor Publikum ihre Geschichte auch vortragen.

 

Einen Tag vor dem „Lockdown-Light“, hatten wir im Geske-Kulturhaus im ganz kleinen Zuschauerkreis und unter Sicherheitsvorkehrungen eine „Grusel-Lesung“ veranstaltet.

Doch zurück in den Mai. Erste Ideen kamen in Deutschland auf, Veranstaltungen unter freiem Himmel zu machen. War das auch eine Lösung, um unser Stück zu retten? Könnten wir das nicht auch? Schnell entschieden wir uns, den „Kaiser“ im Garten des Jugendzentrums zu spielen, hier hatten wir schließlich einen eigenen Raum, um Requisiten zu lagern, hier waren wir gern gesehen. Doch dafür mussten neue Bühnenbilder erschaffen werden. Und es benötigte ein „Schutzkonzept“, das von den Behörden abgesegnet werden musste. Geprobt wurde auch mal per Videochat. Doch vor Ort gab es nur eine richtige Probe, und auch bei der Premiere ging der Blick in den Himmel. Doch es blieb trocken, auch bei allen weiteren Vorstellungen. Die Zuschauer saßen in Parzellen, aber viele dankten uns herzlich für den Einsatz, dass wir spielten in der emotional so schweren Zeit.

Zeitgleich eröffneten wir im Stadthaus die „Junge Kunst“. Mit großer Mühe wurde auch hier ein Schutzkonzept erarbeitet und umgesetzt, damit Fotografien, Malereien und Plastiken von jungen Leuten gezeigt werden konnten. Das Thema „Gemeinsam“ hatte prophetischen Charakter gehabt, war es doch das, was uns in den Wochen der Corona-Zeit plötzlich vor allem gefehlt hatte. Sehr gute Zuschauerzahlen, vor allem unter den Umständen, zeigte auf, dass die Besucher unseren Bemühungen vertrauten. Die Presse schrieb:

„Flexibel und kreativ! Kontaktlos, aber keinesfalls konzeptlos“ über Theater und Kunst bei Szene 93 in der neuen Zeit.

 

Im Garten im Jugendzentrum versuchten wir in den kommenden Wochen die Fahne der Kultur hochzuhalten, auch um Künstler zu unterstützen. Jochen Prang, Stand-up-Comedian begeisterte mit seinem tiefschwarzen Humor und freute sich, nach Monaten wieder auftreten zu dürfen. Mit dem Musik-Comedian Felix Janosa hatten wir ein weiteres „Streaming-Higlight“ zu bieten. Die Presse schrieb über seinen Auftritt bei uns: “Er ist ein mit allen Wassern gewaschener Allrounder, der vor allem mit leichthändig –virtuosem Klavierspiel und muskalischer Vielseitigkeit beeindruckt.” Am selben Tag hatten wir mit kult-IG noch die Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidatinnen zum Thema Kultur gerockt. Was für ein Tag für das junge Team, das von morgens bis abends in Aktion war, um die Übertragung zu stemmen. Aus dem Studio 93 kam derweil auch ein junges Format, die Befragung der Kandidatinnen in 200 Sekunden. Angeschoben von den freien Trägern im Jugendhilfeausschuss und umgesetzt von Yannik Pries und Pavlos Papapostolou. Es wurde ein toller Erfolg bei YouTube. Auch die Übertragung der Diskussion des Stadtsportverbandes unterstützten wir.

 

Nicht vergessen werden dürfen wir unsere Bemühungen die Ferienspiele, die wir seit 1995 jährlich für Grundschulkinder anbieten, auch im Corona-Jahr zu retten.

 

Zahllose Gespräche mit der Stadt, die uns sehr bei der Umsetzung unterstützte, sorgten schließlich dafür, dass die Pläne umgesetzt wurden. Eine große Erleichterung für Eltern und Kinder. Die Ferienspiele fanden unter großen Sicherheitsvorkehrungen erfolgreich statt.

Auf Einladung der Stadt nutzten wir auch die Kultursommer-Bühne im Wirtschaftspark. Kult-IG und Stadt boten wie in den letzten Jahren das Sommernachtskino an, das trotz fast 40 Grad Temperaturen sehr gut besucht wurde. Mit französischer sommerlicher Musik von „Marion und Sobo“ und dem Film „Blinded by the light“ ein toller Abend. Mit dem Jugendamt organisierten wir dort eine Open-Air-Disco, die mit Terminschwierigkeiten zu kämpfen hatte und leider nur 60 Zuschauer anzog, was weit hinter unseren Erwartungen war. Wer kam, konnte es aber nicht glauben. Musik, Sound, Konzept… genial. Sicherlich kann man bei einer einmaligen Aktion dieser Art nicht viel mehr erwarten. Es braucht Zeit, um Veranstaltungen bei einer Zielgruppe, die bislang kaum angesprochen wird, zu etablieren. Anders war es jedoch bei dem Konzert mit „Martin Ernst‘ Joe Cocker Tribute und Steve Crawford und Spider MacKenzie“.

 

Ein engagiertes Team aus jungen und erfahrenen Szene 93 Machern sorgten für einen reibungslosen Ablauf für 300 Zuschauer. Und die Musik der fantastischen Künstler haute die Zuschauer um. Und das für ganz kleines Geld. Die Einnahmen kamen den Künstlern komplett zu Gute.

 

Im September gingen wir ins Geske-Kulturhaus, um mit Abstand den deutschlandweit bekannten Frontmann der Band „Die Sterne“ im Rahmen des Literaturherbstes Rhein-Erft zu begrüßen. Mit vielen bekannten, unbekannten und neuen Songs, die Spilker solo spielte, wurden die Fans der Band mehr als erfreut. Auch neue Zuschauer wurden, nicht zuletzt im Live-Stream, auf ihn aufmerksam. Die Presse schrieb:

„Im Interview gab er sich Allüren frei, sympathisch, unkompliziert und auskunftsfreudig. Ihren Erfolg verdanken „ Die Sterne“, deren Besetzung gelegentlich gewechselt hat, nicht zuletzt Spilkers eigenwilligen, trotzig-kritischen, versponnen assoziativen Texten, die literarische Qualitäten haben.“

 

Mit einem mehrteiligen Fernseh-Workshops im September für Jugendliche, der zumeist open air stattfand, kamen wir nun auf die Zielgerade unseres Jahres. Ehrenamtlich Kultur zu organisieren macht neben Freude auch viel Arbeit. Wenn Corona ist, dann noch mehr. Aber wir haben uns davon nicht abhalten lassen und die Situation angenommen. Manche Konzerte mussten abgesagt werden, vor allem weil Künstler nicht nach Deutschland reisen konnten. Aber wir hoffen, dass wir sie 2021 begrüßen dürfen. Die Erftinale findet im April 2021 statt. Beim Kurzfilmfestival kann man daher auch weiterhin mitmachen. Durch die Kreissparkasse Köln in Erftstadt kann man hier bis zu 400 Euro gewinnen.

 

Das Fazit unseres „Corona-Jahres“ bleibt trotzdem positiv: Wir haben nicht nur das Beste daraus gemacht, sondern sehr Gutes in diesem Jahr geschaffen.

 

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