Presse: Krabat

Malu Görgen als Krabat und Maria Elea Bart als Kantorka: Die außerhalb der dunklen Gemeinschaft gefundene Liebe bringt am Ende die Erlösung. (Foto: Henke)


Der Kulturverein Szene 93 inszeniert das Stück „Krabat“ und erntet viel Applaus

Die Kraft der Liebe bringt die Erlösung

VON MICHAEL HENKE – Kölner Stadt-Anzeiger vom 26.2.2023

Erftstadt-Liblar – Theater schafft Gemeinschaft: Zwischen den Schauspielerinnen und Schauspielern, wenn sie auf der Bühne interagieren. Auch zwischen dem Ensemble und dem Publikum, wenn der Funke über die imaginäre Rampe springt. Das war bei der ausverkauften Premiere von „Krabat“ zu erleben, der neuen Inszenierung auf der Bühne des Kulturvereins Szene 93 in Liblar. Zum Beispiel, wenn eine Szene das Publikum zu herzhaftem Lachen brachte und dieses Gelächter als Energiestoß zu den Akteuren auf der Bühne zurück brandete.

Das Thema Gemeinschaft stand im Mittelpunkt der Inszenierung von Regisseurin Madita Friedrichs, die mit ihrem Ensemble mit zwölf Mitgliedern in vier Monaten bei zweimal wöchentlichen Proben „Krabat“ einstudiert hatte. Otfried Preußler hatte die alte sorbische Sage 1971 literarisch zu einem Jugendbuch verarbeitet. Vorlage für die Inszenierung war eine Bearbeitung für Kindertheater von Nina Achminow.

In Krabat geht es aber nicht um eine positive Gemeinschaft, sondern eine dunkle, sektenartige. Eine, aus der es praktisch kein Entrinnen gibt, wenn man erst einmal für diese eingefangen wurde. Friedrichs arbeitet die Mechanismen heraus, wie solche Gemeinschaften funktionieren, zum Beispiel die Pflicht zum absoluten Gehorsam gegenüber einem Meister, ein System gegenseitiger Bespitzelung, das Angst erzeugt, aber auch der Zusammenhalt durch gemeinsame Erlebnisse wie die Arbeit in der Mühle.

Für diese findet die Inszenierung das schöne Bild, dass sich die Müllerburschen die Säcke im Kreis zuwerfen. Auch dass die Mitglieder als etwas Besonderes aus der übrigen Gesellschaft herausgehoben sind – hier die Zauberei, die sie erlernen – bindet die Gemeinschaft zusammen. Ein freiwilliges Ausscheiden ist nicht möglich, sondern wird streng sanktioniert – sogar mit dem Tod. „Krabat ist eine Geschichte über Macht und wie einfach es ist, durch sektenähnliche Strukturen unbemerkt in eine machtlose Position zu geraten“, so Friedrichs. „Die Schwächsten der Gesellschaft werden mit kleinen Versprechen faktisch zu Leibeigenen gemacht. Und das hat nichts mit Dummheit zu tun.“

Die Inszenierung zeigt jedoch auch, was man tun kann, um aus dieser Zwangsgemeinschaft wieder herauszufinden: vertrauensvolle Freundschaft und der Kontakt zu Menschen außerhalb, die einem wohlgesonnen, gar in Liebe verbunden sind und eine andere Perspektive einbringen. „Halte die Augen offen!“ Dieser Satz fällt mehrmals in der Inszenierung und ist mit der Aufforderung verknüpft, nicht blind zu gehorchen, sondern sich ein eigenes Bild zu machen und zu erhalten.

Die Inszenierung verlässt sich ganz auf den Text. Die Akteure im Alter zwischen 12 und 60 Jahren, die teils durch einen Workshop zu dieser Produktion gefunden haben und erstmals auf der Bühne stehen, agieren angenehm zurückgenommen und dennoch lebendig. Das Publikum dankte ihnen am Ende mit Bravorufen und enthusiastischem Applaus. Für die ersten drei Märzwochenenden sind weitere Vorstellungen geplant.

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Gemeinsame Rituale festigen Gemeinschaften. Die Bühne war oft in kaltes blaues oder hartes weißes Licht getaucht. (Foto: Henke)

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