Presse: Studiokonzert mit Felix Janosa

Musikalische Seitenhiebe

Felix Janosa gastierte in Erftstadt und gab Einblicke ins Schlagergeschäft

VON HANNA STYRIE. Kölner Stadt Anzeiger vom 25.8.2020

Erftstadt. Vom unscheinbaren Äußeren sollte man sich nicht täuschen lassen. Felix Janosa hat es nämlich faustdick hinter den Ohren. Am Sonntag war der Komponist, Pianist, Kabarettist, Produzent und Autor auf  Einladung von Szene 93 zu Gast im Garten des Jugendzentrums Köttingen, wo er das Publikum mit seinem Programm „Hitfabrik  reloaded“ unterhielt.

Große Bekanntheit hat der 58-Jährige mit der Musik zu den Kindergeschichten um „Ritter Rost“ erlangt, die sich millionenfach verkauft haben. Seine eigentliche Passion aber sind die musikalischen Comedy-Shows. In „Hitfabrik reloaded“ gewährt der schmächtige Mann mit der Baskenmütze einen satirischen Blick hinter die Kulissen des Musikgeschäfts. Will man hier erfolgreich sein, tut ein Betriebswirtschafts-Studium gute Dienste. Und man sollte „vollkommen unmusikalisch“ sein, wie Janosa versichert. Auf ihn selbst trifft das allerdings nicht zu: Er ist ein mit allen Wassern gewaschener Allrounder, der vor allem mit leichthändig –virtuosem Klavierspiel und muskalischer Vielseitigkeit beeindruckt. Der Alltag als Komponist und Produzent ist allerdings bei weitem nicht so glamourös, wie man landläufig glaubt: „Vor dem Mittagessen Kinderlieder und Chormusik, danach Werbetrailer“ und dabei „immer die Charts im Blick“, verrät der Insider.

Keine große Kunst ist die Produktion eines Hits. Mit der kostenlosen Musiksoftware Music Maker kann das auch Laien leicht gelingen, wie Felix Janosa zeigt. Die entlarvende Vorführung, die er mit einem kräftigen Seitenhieb auf  Dieter Bohlen garniert, gehört zu den Höhepunkten des Programms. An der Entstehung eines romantischen „Lagunenschlagers“, eines deftigen „Stadlschlagers“ und eines anzüglichen „Ballermann-Schlagers“ durften die Zuhörer mitwirken, die mit gebührendem Abstand voneinander auf der Wiese platziert waren. Gelegentlich hat man allerdings den Eindruck, dass Felix Janosa sich unter Wert verkauft. Der Werbespot für ein Möbelhaus in verschiedenen Varianten ist wahrlich keine starke Nummer. Dafür macht er beim rasanten Auftritt als Rapper („vom Heimkind zum Reimkind“) eine gute Figur.

Für Amüsement sorgt auch die Entschlüsselung der Geheimsprache im Tonstudio. Wenn Janosas Augen hinter den Brillengläsern listig funkeln, müssen sich Liedermacher wie Reinhard Mey, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer warm anziehen. Die werden nämlich in einem parodistischen Rundumschlag mit reichlich Häme überschüttet. Ein Highlight hatte sich der Musiker bis zum Schluss aufgehoben. Weil ihm angeblich kein passender Text eingefallen ist, rasselte er zu Jacques Offenbachs berühmtem Cancan die chemischen Elemente so furios herunter, dass man nur staunen konnte.

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