Presse: Sammelband Vor dem Punkt

Szene 93 Autoren legen zweiten Sammelband vor

Von Hanna Styrie – Kölnische Rundschau

ERFTSTADT – Beim Bahnfahren guckt Philipp Wasmund gerne mal, was die Passagiere rundherum für Bücher lesen. „Meistens sind es Thriller“, hat das Vorstandsmitglied von Szene 93, dem Verein zur Förderung kultureller Jugendarbeit in Erftstadt, festgestellt. Das war Grund genug für die Teilnehmer der Autorenwerkstatt, ein spannendes Kriminalstück aufzunehmen. „Katharsis – der tödliche Pfad“ lautet der Titel des unter professionellen Bedingungen in der Medienwerkstatt Bergheim entstandenen Hörspiels.

Es erzählt die Geschichte des jungen Benedikt, der beim nächtlichen Nachhauseweg angegriffen wird. Dabei eilt ihm ein Unbekannter zu Hilfe. Auf der Suche nach seinem Retter gerät Benedikt zunehmend in Gefahr, weil sein Schutzengel sich radikalisiert hat, ohne dass er es bemerkt.„Die Zivilcourage-Debatte ist ja unverändert aktuell“, stellt Wasmund fest, der selbst als Erzähler fungiert. Die spannend inszenierten CDs mit einer Laufzeit von 110 Minuten liegen dem kürzlich erschienenen Sammelband „Vor dem Punkt“ bei, der Geschichten und Gedichte von zwölf jungen Erftstädter Autoren enthält.

Seit 2008 treffen sich junge Leute im Alter von 16 bis 23 Jahren, die Lust am Schreiben haben, alle zwei Wochen sonntags in der Kleinen Bühne, um sich gegenseitig aus ihren Werken vorzulesen und über das Gehörte zu diskutieren. 2009 brachten die Autoren von Szene 93 bereits eine Veröffentlichung mit dem Titel „Gefühlt, gedacht, gesagt“ heraus.„In der Gruppe wird vieles gemeinsam entwickelt, und jeder kann sicher sein, dass seine Geschichte auch ernst genommen wird“, betont Wasmund, der die Autorenwerkstatt ins Leben gerufen hat und bis heute leitet. „Schreib’ über etwas, mit dem Du Dich auskennst“, lautet sein Rat an die Jungautoren, von denen jeder einen eigenen Stil entwickelt hat.Viele Texte befassen sich mit der ganz persönlichen Lebenswirklichkeit, schildern Begebenheiten aus dem Alltag und Wendepunkte im Leben in einer knappen, gelegentlich fragmentarischen Erzählweise, die dem Leser Raum gibt für eigene Vorstellungen. Ein melancholischer Grundton durchzieht die Geschichten, der typisch sein mag für eine junge Generation, die nach Orientierung und Halt sucht. „Diesmal geht es tatsächlich ernster zu als im ersten Band“, gibt auch Philipp Wasmund unumwunden zu, „das heißt aber nicht, dass hier alle zur „Generation depressiv“ gehören“.

Auffallend ist, dass sich die Schreiber intensiv mit ihrer eigenen Welt auseinandersetzen. „Wenn man überhaupt einen gemeinsamen Nenner für das Buch finden kann, dann ist es die Identität“, so der 29-Jährige, der selbst mit der Geschichte einer Autofahrt vertreten ist. „Manch einer greift ein aktuelles Thema auf, ohne es zu wissen“, stellt er mit Hinweis auf den Text von Marc Till fest, der sich mit den Folgen von Medikamentenmissbrauch befasst. Richard Pütz gibt seiner Geschichte eine unvermutete Wendung; Hanna Beuel erzählt in Prosa und Lyrik von der Suche nach Liebe, Raveen Shudar wählt die Briefform für eine Geschichte mit dem Titel „Jahreszeitenliebe“.Am 26. Februar findet um 17.30 Uhr in der Kleinen Bühne in der Poststraße der nächste Workshop statt, zu dem schreibbegeisterte Jugendliche, egal ob mit oder ohne Text, eingeladen sind. „Hier sind nicht nur Superschüler und Hochbegabte versammelt“, betont Wasmund. „Der Lerneffekt ist groß, und wenn einer in einem Thema hängenbleibt, helfen wir ihm heraus“.

Der Sammelband„Vor dem Punkt“ ist incl. der Hörspiel-CD zum Preis von6 Euro in allen Buchhandlungen in Erftstadt erhältlich

 

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