Sympathisch und ohne Allüren
Frank Spilker sang und plauderte im Geske-Kulturhaus
VON HANNA STYRIE. Kölner Stadt-Anzeiger vom 7. September 2020
ERFTSTADT. Das Lied gegen die Corona-Depression gab Frank Spilker gleich am Anfang zum Besten: „Lass doch mal die Sonne rein und genieß deren Widerschein“, empfahl der Frontmannder Band „Die Sterne“ den Fans im Anneliese-Geske-Musik-und Kulturhaus. Der charismatische Sänger gehört zu den Stars beim Literaturherbst Rhein-Erft; im Gespräch mit Szene-93-Vorstandsmitglied Philipp Wasmund konnte man ihn am Samstag hautnah erleben. „Frank Spilker begeistert uns seit über 25 Jahren und bringt uns mit seinen Texten durchs Leben“, stellte Wasmund unter zustimmendem Beifall der Zuhörer fest, die teils aus Köln angereist waren.
Mit der 1991 in Hamburg gegründeten Indie-Pop-Band „Die Sterne“ hat der Sänger und Gitarrist Musikgeschichte geschrieben. Im Interview gab er sich Allüren frei, sympathisch, unkompliziert und auskunftsfreudig. Ihren Erfolg verdanken „ Die Sterne“, deren Besetzung gelegentlich gewechselt hat, nicht zuletzt Spilkers eigenwilligen, trotzig-kritischen, versponnenassoziativen Texten, die literarische Qualitäten haben. „Beim Zuhören soll ein Film ablaufen“, so der Singer-Songwriter, der mit „Du musst gar nix“ ein Lob auf die Verweigerung geschrieben hat. Die „Entlastungsfantasie“ (Spilker) ist auf vielen Portalen erfolgreich und verbucht Tausende Clicks.
Doch auch ohne die Band im Rücken verfügt Frank Spilker über eine starke Bühnenpräsenz. Nur von der Akustikgitarre begleitet sang er neue und alte Hits wie „Was ist mein kleiner Grashalm“ und „Inseln“. Die Gesellschaftskritik in den Texten in den Texten drängt sich nie auf. „Das Didaktische mag ich nicht“, bekräftigte Spilker, „man soll sich zu jedem Satzselbst positionieren.“ Das gilt auch für „Menschenverachtend verliebt“. Dass einer, der sovirtuos mit Sprache jongliert, es irgendwann nicht mehr nur bei Songtexten belässt, versteht sich fast von selbst. Frank Spilker hat 2013 einen Roman veröffentlicht und arbeitet derzeit anseinem zweiten Hörspiel. „Im szenischen Schreiben fühle ich mich super zuhause“, verriet der54-Jährige. Auch wenn er findet, dass man „vorsichtig sein muss mit großen Gefühlen“, lässt er sie durchaus zu. „Das Herz schlägt aus nach allen Seiten“ ist so ein Liebeslied der besonderen Art, das ebenso ins Ohr wie in die Beine geht.