Presse: Das Geheimnis der alten Mühle

Bemerkenswertes Potenzial

VON HANNA STYRIE – Kölner Stadt-Anzeiger vom 12.9.2022

Erftstadt. Ist das nun ein Hörspiel oder eine Typenkomödie oder eine Mischung aus beidem? Auf jeden Fall ist Ingo Rehling mit „Das Geheimnis der alten Mühle“ ein großer Wurf gelungen. Erstmalig tritt der engagierte Amateur-Schauspieler, der bei zahlreichen Produktionen von Szene 93 mitgewirkt hat, auch als Autor in Erscheinung.

Über viele Monate hat sich die Entstehung hingezogen, erste Kritikerin der neu entstandenen Szenen war stets Rehlings Frau Cornelia, die auch Regie führte.

Um es vorweg zu nehmen: Das Publikum amüsierte sich von Anfang bis Ende prächtig bei der Aufführung in der Kleinen Bühne. In dem raffiniert gebauten Stück werden die Zuschauerinnen und Zuschauer einbezogen in die Proben zu einem Krimi-Hörspiel aus den 1960er-Jahren, das eine ambitionierte Regisseurin neu aufnehmen will. Als die Schauspieler, die sie dafür verpflichtet hat, nach und nach eintreffen, wird schnell klar, dass nicht alles glatt laufen wird.

Ingo Rehling hat die Darsteller seines Stücks mit dankbaren Rollen bedacht. Und das spielfreudige Ensemble ließ zur Freude des Publikums keine Wünsche offen. Jeder verlieh seinem Charakter ein ausgeprägtes Profil, obwohl der Bewegungsradius – alle saßen mit aufgeschlagenen Textbüchern am Tisch – stark eingeschränkt war. Sämtliche Darsteller spielten in bemerkenswerter Weise ihr mimisches und stimmliches Potenzial aus.

Momente der Bewegung

Lydia Rondorf mimte die gestresste Regisseurin, die trotz technischer und zwischenmenschlicher Probleme die Fassung wahrt. Jessica Specovius sorgte als übermotivierte Moderatorin, die sich mit überflüssigen Informationen zu Wort meldete, ebenso für Heiterkeit wie Hans-Paul Marten in der Rolle des zunehmend erschöpften Erzählers. Sich selbst hatte Rehling die Rolle des eitlen Altstars auf den Leib geschrieben; den Kontrast dazu bot Michael Poschmann als schnöseliger Jungspund. Simon Hellmich überzeugte als routinierter Herzensbrecher, und Ann-Christin Franken machte sich gut als liebreizende, unerfahrene Schauspielschülerin, die seinem Charme schnell erlag. Uta Rucks-Habeck hatte als versoffene Verena Dorsten einen kurzen, aber umso überzeugenderen Auftritt. Monika Nicolaij trug als überforderte Technikerin ihr Teil zum Amüsement bei.

Regisseurin Cornelia Rehling baute mit viel Ideenreichtum immer wieder Momente der Bewegung ein, die das statische Geschehen aufmunterten.

Weitere Aufführungen in der Kleinen Bühne Liblar, Poststraße 4, am 17. September, 20 Uhr, und am 18. September, 18 Uhr. Kartenreservierung unter 02235/922834

 

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