Beeindruckende Show zum 25. Geburtstag
Jugendkulturverein Szene 93 blickte mit Filmen, Dialogen und kurzen Szenen auf das vielfältige Schaffen zurück.
VON KATHRIN HÖHNE. Kölner Stadt-Anzeiger, 2018.
Erftstadt. Szene 93 hat Geburtstag: Der Jugendkulturverein wird 25 Jahre alt. Eine Zahl, die die Mitstreiter zu einer Jubiläumsfeierherausforderte. Die gab es am Freitagabend im Anneliese-Geske-Kulturhaus mit einerfulminanten Show in der Regie von Sascha Mohme. Für die passenden Klänge dazu sorgten die Friesheimer Musikfreunde. Kaum dass das Licht ausging, agierten die Darsteller allesamtherzerfrischend, dramatisch oder komödiantisch auf der Bühne und brachten das Publikum oftzum Lachen. Hinreißend vergnüglich führte dabei das Schlagerpaar Jane (Sascha Mohme) undBernie (Daniel Forschbach) durch eine Generalprobe für eine große Abendshow. Die beiden machten alles, nur nicht das, was die verzweifelte Aufnahmeleiterin (Rebecca Bach) ihnen diktierte und was die intellektuelle Kulturexpertin (Julia Nolte) ihnen zu erklären versuchte.
Die amüsanten Dialoge gaben Einblicke in die seit 2008 stattfindenden Autorenwerkstätten, eineingespielter Film handelte von den Ferienspielen, die Szene 93 seit 1995 realisiert. In atemberaubendem Tempo ging es in kurzen Szenen durch alle 54 Theaterstücke, die derJugendkulturverein inszeniert hat. Beeindruckend, mit welcher Energie die Darsteller Outfits,Gestik, Mimik und Texte wechselten. Eine fantasievolle Puppenshow unter der Leitung vonAnette Dewitz erinnerte zudem an die Gründung im Jahr 1993 mit acht Jugendlichen, die alle ein Amt bekamen. Mit dem Musical „Du bist wer“ wurde der Verein mit der Hilfe desJugendhilfeausschusses und des Jugendamtes aus der Taufe gehoben. Dem Blessemer „Theater im Eck“ folgte 2007 die Kleine Bühne in der Poststraße in Liblar als feste Spielstätte. Dort wurden seitdem Uraufführungen, Kleinkunstabende mit Comedy, Lesungen,Wohnzimmerkonzerte und die Vorstellung von eigenen Hörbüchern und Musiksamplernrealisiert. Für junge Bands gab es die Konzertreihe „Live im Eck“.
Seit 2014 stellt Szene 93 alle zwei Jahre das Kurzfilmfestival Erftinale auf die Beine. Eine neue Abteilung beschäftigt sich mitdem Live-Fernsehen. Am 26.Mai wird das Jubiläum zudem mit der elften Ausstellung „JungeKunst im Stadthaus“ und einem Sommerfest um 17 Uhr begangen. Mit dabei sind andere Vereine des Netzwerkes „kult-IG“. Das Wirken von Szene 93 blieb nicht ohne Nachhall. Der Vereinwurde mit der höchsten Auszeichnung der Stadt, der Carl-Schurz Medaille, und dem Kulturpreisdes Rhein-Erft-Kreises bedacht, der Vorstand erhielt den großen Kulturpreis des Kulturhauses. Seit zwölf Jahren arbeitet Philipp Wasmund im Vorstand, ist bei vielen Projekten federführenddabei. Er resümierte auf der auf der anschließenden Geburtstagsparty: „Bei Kultur geht es immer um die Menschen, darum, eigene Gedanken in die Gesellschaft einzubringen. Immer, wenn das klappt, hat Szene 93 für mich den größten Zauber.”
„Es soll Leidenschaft dabei sein und Spaß machen“
Alt und Jung stehen gemeinsam auf der Bühne.
Thomas Koxholt (47) zählt zu den Gründungsmitgliedern von Szene 93 und ist seit 25 Jahren im Vorstand aktiv. Kathrin Höhne hat mit ihm in die Geschichte geblickt.
„Hätten Sie gedacht, dass sich Szene 93 zu solch einer Plattform für Theater, Musik, Kunst und Literatur entwickelt?
Ich bin selbst überwältigt. Wenn man sich unsere Programme anschaut, ist das gigantisch und eine große Vielfalt, die von Anfang an aber angelegt war. Früher war es etwas punktueller. Man hat nicht drei Stücke pro Jahr gemacht, sondern eines, und hat zwischendurch kleinere Sachen realisiert. Die Arbeit hat zugenommen. Das funktioniert neben Familie und Beruf, weil alle Leute viel Herzblut und Engagement reinstecken.
In den 25 Jahren kamen und gingen Mitstreiter. Wie sieht die Vereinsstuktur aus?
Ja, wir haben heute rund 80 Mitglieder im Alter von 14 bis 86 Jahren. Am Anfang waren es Leute zwischen 15 und 30 Jahren. Es ist auch anstrengend, wenn immer wieder zwei Drittel der Mitglieder sich komplett austauschen. Deswegen setzten wir inzwischen auf die Kombination aus Alt und Jung. Wir sahen darin zunehmend die Chance, die Generationen auf der Bühne zu verbinden. Davon profitieren alle. Extrem war es in dem Stück „Morgentau und Abendrot“. Hier haben wir mit einer Senioren-Theatergruppe ein Stück inszeniert, eine sehr spannende Erfahrung.
Wie schwierig ist es, künstlerisch veranlagte Menschen unter einen Hut zu bringen?
Wir sind kein so typischer Verein, weil wir sehr viel aus dem Bauch heraus machen. Die üblichen Eitelkeiten bringen wir eher auf die Bühne, als ihnen mittels Posten im Verein Rechnung zu tragen. Wir arbeiten erfolgreich nach dem Prinzip, wer arbeitet, sprich, etwas macht, hat recht und auch Rechte.
Wie geht es weiter?
Szene93 lebt. Ich denke, es geht nicht so sehr darum, Perfektion auf die Bühne zu bringen. Was nicht den Anspruch schmälern soll. Aber es soll Leidenschaft dabei sein und Spaß machen. Leute können merken, dass sie hier aus ihrem Schneckenhaus rausgehen können wie in der Autorenwerkstatt. Hier können sie mit anderen an ihren Texten arbeiten. Das ist oft etwas persönliches, was Emotionales.Das macht Mut und verlangt auch Mut ab.