Mama Hase und ihre Kinder
Von Susanne Neumann – Kölner Stadt-Anzeiger
Liblar –Da stimmt einfach alles: Eine Textvorlage, die eine spannende Handlung mit Witz, Esprit und psychologischem Tiefgang bereithält, ein Regisseur, der all dies in Szene zu setzen vermag, und Darsteller, die in ihren Rollen aufgehen und deren Charaktere glaubhaft entwickeln. Das Theaterensemble von Szene 93, dem „Verein zur Förderung kultureller Jugendarbeit in Erftstadt“, zeigt auf der „Kleinen Bühne“ in Erftstadt-Liblar unter der Regie von Daniel Forschbach „Hase Hase“ von Coline Serreau.
In der Komödie der französischen Autorin und Filmregisseurin, die man in Deutschland vor allem durch ihren Film „Drei Männer und ein Baby“ kennt, ist die Titelfigur ein Wesen von einem anderen Stern. In Gestalt des jüngsten Kindes der armen Großfamilie „Hase“ lebt es mit dieser in einer Eineinhalb-Zimmer-Wohnung und nimmt – zunächst nur beobachtend – Anteil an ihrem Schicksal. Unermüdlich scheint Mama Hase über ihre Familie und die ärmlichen Verhältnisse zu regieren. Voller Optimismus glaubt sie, ihre Kinder auf einen guten Weg gebracht zu haben. Doch das Leben sämtlicher Familienmitglieder entwickeln sich anders, als die ihr vorspielen. Das Scheitern der Lebensentwürfe spitzt sich schließlich in einer familiären Katastrophe zu. Doch mit außerirdischer Hilfe eröffnet sich der Familie am Ende ein Ausweg.
Mehr als zwei Stunden lang fesselt die Inszenierung das Publikum. Hat es eben noch über den angetrunkenen Vater (Stephan Nichtweiß) geschmunzelt, der im Tiefflug auf seinen eintretenden Sohn zusteuert, bleibt das Lachen im nächsten Moment im Halse stecken, als der Sohn das Maschinengewehr zückt. Einfallsreich übersetzt der Regisseur die beengten Verhältnisse der Familie ins Bühnenbild. Konsequent inszeniert er eine Idee, die sich dem Zuschauer am überraschenden Ende des Stücks offenbart: Hätten Frauen in der Welt das Sagen, wäre sie friedlicher. Und die Schauspieler hauchen dem durchaus sozialkritischen und politischen Stoff Leben ein – allen voran Eva Wasmund. Ihre „Mama“ schimpft dem Publikum förmlich aus der Seele, wenn sie sich ein gescheitertes Familienmitglied nach dem anderen zur Brust nehmen muss. Kirstin Reichardt schafft in der Titelrolle den Spagat zwischen der Distanz und dem emotionalen Engagement, zwischen denen sich die außerirdische, jüngste Tochter bewegt.
Weitere Aufführungen in der Kleinen Bühne in Erftstadt-Liblar, Poststraße 4: Samstag, 27. November, 11., 20 Uhr, und Sonntag, 28. November, 18 Uhr. Karten unter 02235 / 922834.