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Presse: Honigmond

Die drei Darstellerinnen machen den Theaterabend zu einem besonderen Erlebnis

Szene 93 entstaubt den „Honigmond“

VON MICHAEL HENKE – Kölner Stadt-Anzeiger vom 14.1.25

Erftstadt – „Honigmond“ heißt die aktuell laufende Theaterproduktion von Szene 93. Es handelt sich um eine Boulevard-Komödie von Gabriel Barylli aus den 1990er-Jahren. Das Stück spielt in einer Frauen-WG, in der die frisch geschiedene Christina (Ann-Kristin Franken) und die frisch verlobte und weitere männliche Kontakte pflegende Linda (Lydia Rondorf) gerade zusammengezogen sind. Bald darauf zieht Barbara (Jessica Specovius) mit ein. Sie, deren Ehe von Christina als „Leuchtturm“ glorifiziert worden ist, hat sich von ihrem Mann, der sie betrügt, frisch getrennt.

Das Hauptthema der drei Frauen sind Männer, wie diese in ihren Perspektiven sind und wie man daher am besten mit ihnen umgeht. Sie schwanken dabei zwischen dem Wunsch, sich aus ihrer Selbstdefinition als Teil eines Paares zu befreien und ihrer Sehnsucht nach liebevollen, intakten, romantischen Liebesbeziehungen. Männerrollen gibt es in dem Stück nicht, sie kommen lediglich als die Frauen umwerbende Stimmen auf dem Anrufbeantworter vor.

Die Figuren im Stück sind – typisch für Boulevardkomödien – stark typisiert und überzeichnet. Damit sie nicht zum Klischee gerinnen, kommt es für die Schauspielerinnen darauf an, ihnen Leben einzuhauchen, damit das Publikum nicht nur über sie lachen kann – auch im Wiedererkennen über sich selbst –, sondern auch mit ihnen mitfühlt.

Und das gelingt Ann-Kristin Franken, Lydia Rondorf und Jessica Specovius großartig. Sie changieren in ihren Darbietungen gestisch, mimisch und durch ihre Stimmmodulation zwischen der komödiantischen Übertreibung und der Darstellung der darunter liegenden tiefen Gefühle.

Das bringt die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Lachen, ermöglicht ihnen aber zugleich, Mitgefühl mit den Figuren zu haben. Außerdem stimmt die Chemie zwischen den drei Schauspielerinnen, was sich nicht nur positiv auf das Zusammenspiel auswirkt. Es überträgt sich auch der Spaß aufs Publikum, den die drei offenbar schauspielernd miteinander haben.

Das war für Regisseur Volker Schumann – der einzige Mann in dieser Produktion (Regieassistenz: Michaela Rondorf, Garderobiere: Sandra Sidar) – auch der Ausgangspunkt: „Ich wollte gerne mit diesen drei Frauen eine Inszenierung machen, weil sie eine unglaubliche Dynamik untereinander haben.“ Diese zur Geltung zu bringen, dafür habe er nach einem Stück gesucht und mit „Honigmond“ gefunden. Da stört es auch nicht, dass das vom Team leicht aktualisierte Stück aus den 1990er-Jahren an manchen Stellen etwas angestaubt wirkt. Die Inhalte seien weiterhin aktuell, findet Schumann.

Noch vier Mal, am 18., 19., 25. und am 26 Januar, wird „Honigmond“ aufgeführt: Poststraße 4 in Erftstadt. Zuletzt waren noch Restkarten verfügbar.

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