Theater Szene 93 bringt mit dem Orchester Gut Klang Mozarts Oper auf die Bühne
Die „Zauberflöte“ als Roadmovie
Von Oliver Tripp. Kölner Stadt-Anzeiger vom 20.11.2024
Erftstadt-Liblar – Die Prinzessin Pamina ist vom bösen Monostatos entführt worden, und Tamino ist mit Papageno und drei Knaben auf dem Weg, um sie zu retten. Dabei stemmen sie sich pfeifendem Sturmwind entgegen, und im Sumpf versinken ihre Schritte mit saugenden und schlürfenden Lauten. Es sind rund 25 Flötistinnen und Flötisten des Gymnicher Orchesters Gut Klang, die die Schauspieler der Szene 93 auf dem gefahrvollen Weg lautmalerisch unterstützen. Sie sorgen für erstaunliche Klangeffekte auf den Flöten, streuen auch mal einen Trauermarsch von Chopin ein, und Freddi Mausbach an der Kesselpauke treibt den Auftritt von Sandra Bart als „Königin der Finsternis“ mit einem Donnerschlag auf die Spitze. Und natürlich spielt Gut Klang die Orchesterstücke aus Mozarts „Zauberflöte“, arrangiert eben für Flöten. Da erklingen die Ouvertüre und die bekannten Arien.
Obwohl Dirigent Jan Schillings für die erste Zusammenarbeit mit dem Theater der Szene 93 schon auf den Einsatz des viele Mitglieder starken Schlagwerkes verzichtet hat – „Mozart kannte noch keine Rhythmusabteilung“ – ist der gemütliche Szene 93-Probenraum in der alten Liblarer Feuerwehrleitstelle für die erste Durchlaufprobe einfach zu klein geworden. Mehr als 20 Musikanten, Keyboard und drei stattliche Kesselpauken brauchen eben Platz. An diesem Sonntag hatten sich die Schauspieler und Musiker in der Aula des Ville-Gymnasiums getroffen. Aufführen wollen sie das Kooperationsprojekt am ersten Adventswochenende aber in der Aula der Gottfried-Kinkel-Realschule vor etwa 200 Gästen. Dort haben sie auch schon ihre Bühnenbilder hingebracht, Wald, Schloss und Prüfungstempel.
Mozarts „Zauberflöte“ einmal anders soll das Publikum dann erleben. Der Vorsitzende des Flötenorchesters Rene Begic hatte dem Szene 93-Vorstandsmitglied Philipp Wasmund die Zusammenarbeit angeboten und gleich das Stück vorgeschlagen. Basierend auf der Oper hat die Autorin Barbara Seelinger ein wahres Schelmenstück geschrieben. Sie zeigt die Zauberflöte als abenteuerliches Roadmovie, als Soap-Opera und Slapstick-Komödie. Die Figuren sind reichlich überzeichnet und ähneln vielleicht gerade darum heutigen „Helden“, „ein Zauberspiel“ heißt es im Textbuch.
Damit das Zauberspiel gelingt, hat die Schauspieltruppe in den vergangenen Monaten schon hart gearbeitet, die Szenen sind im Detail einstudiert und der Text sitzt. „Heute geht es um den Ablauf, um Auf- und Abgänge, das Spielen im Kostüm und Feinheiten“, schilderte Regisseurin Jutta Zilles. Die Zusammenarbeit mit den Flöten sei spannend, der Generationenunterschied im Ensemble eine Herausforderung. Die zwölfjährige Goda Bart sei die Jüngste, andere hätten die 60 schon überschritten. Und: „Es wird nicht gesungen. Das wollen wir unserem Publikum nicht zumuten“, sagte Jutta Zilles schmunzelnd.
Mit Uta Rucks-Habeck leitet Zilles das Spiel an. Rucks-Habeck schlüpft außerdem noch in die Rolle des hungrigen Ungeheuers, das im Original nur eine Schlange ist.
In der Hauptrolle des Tamino steht Michael Randel zum ersten Mal auf der Bühne an der Seite der schauspielerfahrenen Rebecca Bach als Pamina. Wegen seiner Frau Pia stehe er auf der Bühne, erzählt Randel, sie habe sich den Wunsch, einmal Theater zu spielen, erfüllen wollen. Jetzt sei sie leider ausgefallen und er „kleben“ geblieben „in einer tollen Gruppe mit toller Regie“. Allerdings wachse „die Nervosität“ je näher die Premiere rücke.
Die Aufführungen finden am Samstag, 30. November, 19 Uhr, und am Adventssonntag, 1. Dezember, 15 Uhr in der Aula der Gottfried-Kinkel-Realschule statt. Karten gibt es über die Homepage des Vereins. www.szene93.de